Von Belgrad nach Donji Milanovac: Pannentage

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Es ist schon ein paar Tage her, dass ich mich zuletzt hier gemeldet habe. Ein Grund dafür ist, dass ich kurzzeitig nicht so richtig wusste, wie und wann es weitergehen kann mit meiner Radreise und da ich auch nicht nur lamentieren wollte, hatte ich das Schreiben ein bisschen vertagt. Aber der Reihe nach.

29.09.2020
Bei strömendem Regen verlasse ich Belgrad. Kurz nach der Donaubrücke biegt der Donauradweg wieder auf einen Dammweg ein. Unasphaltiert und bei diesem Wetter eine einzige Matschtrasse. Die Donauufer selbst sind hier aber sehr schön. Altwässer, hunderte Vögel und alles ist so grün als wäre man in einem Regenwald.

Altwässer hinter Belgrad

In Pancevo mahnen Straßenschilder, man möge als Radfahrer die Straßenseite wechseln, denn hier gäbe es Dornen. Das habe ich brav getan, treffe jedoch bereits kurz hinter Pancevo eine liegen gebliebene Radfahrerin aus den USA. Übrigens die erste Radfahrerin, die mir seit Österreich begegnet ist. Susan hat sich prompt einen Platten geholt und ich helfe beim reparieren. Susan erzählt, dass sie in Afghanistan arbeitet und gerade Urlaub hat. Da es für Amerikaner kaum Möglichkeiten gibt derzeit zu verreisen, habe sie sich für Serbien entschieden und dort für ein paar Tage ein Fahrrad geliehen. Ich finde, das ist ein erstaunlicher Plan – aber warum nicht? Das Rad ist jedenfalls schnell wieder fit und Susan meint noch, dass mir das jetzt bestimmt gute Karma-Punkte eingebracht hat. Pustekuchen…
Gute 10 Kilometer später habe ich selbst einen Plattem am Vorderreifen. Da ich meine neuen Schläuche noch aufheben will, versuche ich mich mit meinem Flickzeug und bin ebenfalls ziemlich rasch wieder fahrtüchtig. Zwei Reifen also an einem Tag – ich werde noch zum Profi.
Kaum geht es jedoch weiter mache ich ein Schleifgeräusch aus und irgendwie fährt sich das ganze Fahrrad auch unrund. Ich komme aber nicht drauf, was da genau falsch ist, merke nur, dass mein hinteres Rad ziemlich am eiern ist.
Am heutigen Tagesziel – Kovin – gibt es jedoch einen Radladen und so eiere ich tapfer auch noch die letzten Kilometer. Im Radladen lässt sich Susan einen neuen Ersatzschlauch geben und verabschiedet sich dann. Ich bitte darum, mal einen Blick auf das Hinterrad zu werfen und gegebenenfalls zu zentrieren. Mein Rad sieht zu diesem Zeitpunkt aus wie eine Moorleiche und so muss erst mal eine ordentliche Schicht Schlamm herunter. Was unter dem Dreck zum Vorschein kommt ist dann aber nicht so schön. Meine hintere Felge (aus Karbon oder so etwas ähnlichem) ist um mehrere Speichen herum regelrecht zersplittert. So ganz will ich meinen Augen nicht trauen. Ja – die Pisten sind hier teilweise ganz schön ruppig, aber genau dafür habe ich mir ja auch ein Gravel Bike gekauft. Ich bin weder überladen noch übertrieben irgendwo auf einen Felsen geknallt. Hol´s der Teufel – es lässt sich nicht ändern. Ich brauch eine neue Felge und das ist heute nicht mehr zu machen. Der Mitarbeiter im Radladen erklärt mir in drei Worten Englisch, dass meine Felge nur 28 Speichen hat. Er hätte aber nur Felgen mit 34 und 36 Speichen da. Die passen ja dann wiederum nicht zu meiner Nabe und so weiter…. Mir werden jedoch Hoffnungen gemacht, dass der Chef des Hauses (Iwan) so eine Felge irgendwo hätte und ich am nächsten morgen weiter könne.
Kovin ist verregnet und grau. Bei einem Bäcker kann ich noch einen Burek ergattern und dann verbringe ich den Abend damit, auf meinem Hotelzimmer ein bisschen Bürokram zu erledigen.

30.09.2020
Ich hab schlecht geschlafen. Meine Unterkunft ist auch seit langem die schlechteste, aber es gibt nicht so viel Auswahl am Ort. Das Frühstück (ein Omlett) ist nicht schlecht, aber viel zu wenig und macht mir auch keine so gute Laune. Ich will hier schnell wieder weg.
Leider sollte daraus nichts werden. Im Radladen treffe ich auf Iwan. Ein netter Kerl der besser Englisch spricht als sein Mitarbeiter (nämlich 5 statt 3 Wörter) und mich mit den Worten „Big Problem!“ empfängt. Mit Händen und Füßen beginnt er zu erklären und mir wird klar, dass er eben am Ort kein Ersatzteil auftreiben kann und per Expresspost in Belgrad bestellen muss. Die käme dann am nächsten Vormittag. Erst dann könne er reparieren und ich weiterfahren. Wann das denn möglich sei – frage ich. PM sagt er nur – also frühestens am Nachmittag.
Ich ärgere mich darueber, dass mein Fahrrad nicht auch einfach 34 oder 36 Speichen haben kann, aber was soll ich machen.
Vor mir liegt ein komplett verregneter Tag in Kovin. Ein Trost ist, dass ich bei dem Wetter wenigstens nicht Rad fahren muss. Ich kann aber auch sonst nicht viel unternehmen. Ein paar trockene Minuten nutze ich zu einem Stadtrundgang. Mein Eindruck bleibt. Kovin ist grau. Es gibt nicht mal ein Restaurant. Dafür ungefähr 5 Pizzabuden. Und zwei Fahrradgeschäfte. Serbien ist kein Fahrradland und das ist immerhin erstaunlich.
Ich verbringe den Tag mit schlechter Laune – irgendwo zwischen der Hoffnung, dass es morgen weitergehen kann und der Angst davor, dass das mit der Reparatur nicht klappt und ich mir ernsthaft Gedanken machen muss, wie es weitergeht. Durch meine Umfahrerei von Ungarn hab ich einige Tage verloren. Die Reparatur wird ins Geld gehen, das auf dieser Tour mega knapp bemessen ist. Mir sitzen also sowohl die Zeit als auch der Geldbeutel im Nacken. Draußen lässt sich nicht viel unternehmen und ich verbringe den Tag im wesentlichen mit ein paar Podcasts in meinem Zimmer.
Am Abend esse ich eine Pizza in der zur Unterkunft gehörigen Kneipe. In Serbien wird übrigens noch überall geraucht. Auch im Restaurant. Es ist krass, wie störend man das mittlerweile empfindet. Die Pizza kostet umgerechnet keine drei Euro und ist nicht mal schlecht. Wenigstens etwas versöhnliches heute. Der junge Kerl hinter der Bar fragt mich ein bisschen über meine Reise aus. Ob das nicht sehr teuer sei. Nun – ich wuerde sagen aus deutscher Perspektive ist es gerade hier in Serbien sehr günstig. Trotzdem bin ja auch ich sparsam unterwegs. Er will mein Budget wissen. Ich verrate es ihm so ungefähr und merke wie er schluckt. Ich hab für meine zwei Monate auf dem Rad ungefähr 2000 Euro eingeplant. Wahrscheinlich verdient er das in ungefähr 6 Monaten. Es ist schon krass, wie unterschiedlich Lebensrealitäten so sind. Aber auch bei 2000 Euro wird die anstehende Radreparatur ein ordentliches Loch in den Geldbeutel reißen.
Ich beschließen den Tag mit einem Podcast und versuche früh zu schlafen. Was besseres fällt mir eh nicht ein.

01.10.2020
Ich hab wieder schlecht geschlafen und das Frühstück ist wieder spärlich. Gestern gab es wenigstens noch etwas Frischkäse zum Omlett. der wurde heute auch wegrationiert.
Ich hab es nicht eilig. Man hat mir ja gesagt „PM“. So laufe ich dann noch einmal den ganzen Ort ab, bevor ich um kurz vor 12 mal beim Radladen vorbei schaue.
Mein Problem ist, dass ich heute eine Fähre erwischen muss. Die Fähre von Stara Palanka nach Ram geht jetzt im Oktober nur noch vier oder fünf mal am Tag. Laut Website des Betreibers zum letzten mal um 16:00 Uhr. Wenn ich das mit dem Rad schaffen will, muss ich um 12:45 im Sattel sitzen.
Um kurz vor 12 ist jedoch die Expresspost aus Belgrad noch nicht da und mir wird klar, dass das auch heute wieder schwierig wird. Ich bekomme schon Angst vor noch einer weitere Nacht in Kovin. Aber Iwan packt in seinem schweren, serbischen Akzent drei Worte Englisch aus: „Don’t worry, be happy“. Er gibt mir zu verstehen, dass er mich gegebenenfalls bis zur Fähre fahren könnte. Super nett! Die Zeit läuft aber trotzdem und ich will so sehr weg aus Kovin, dass ich weiterhin eher angespannt bin. Aber dann kommt endlich die erwartete Expresspost – eine Felge für 28 Speichen und Iwan beginnt mit dem aufspeichen. Ich tröpfel mal wieder ein bisschen durch die Straßen von Kovin. Finde ein erstaunlich gutes Eis und harre der Dinge. Nach Stara Palanka zu radeln ist bald keine Option mehr, aber Iwan hält Wort.
Ich hab eine neue Felge, einen neuen Mantel, neue Speichen und um 14:00 eine Fahrgelegenheit zum Fähranleger. Zum ersten mal auf dieser Reise lege ich ein paar Kilometer mit einem motorisierten Straßenfahrzeug zurück. Ich habe also ein bisschen geschummelt. Um 40 Kilometer um genau zu sein, aber das ist mir jetzt egal.
Die Zeit sitzt mir trotzdem im Nacken. Wenn ich um 16:00 die Fähre nehme, kann ich um 16:30 am anderen Donauufer losradeln. Um kurz nach 18:00 geht hier im Osten unserer Zeitzone die Sonne unter und bei dem Regenwetter ist es bereits vorher ziemlich dunkel. Ich hab keine Ahnung, was mich mal wieder für Straßen erwarten werden und bei den ganzen Hunden die mich ständig jagen will ich ohnehin eigentlich nicht in der Nacht fahren.
In Stara Palanka dann der nächste vermeintliche Rückschlag. Am Fähranleger gibt es zwei Kneipen und ein schäbiges Hotel – vermutlich für gestrandete Passagiere, denn das scheint mir auch zu blühen. Wir erfahren, dass die letzte Fähre gerade vor 15 Minuten gegangen ist (um 14:45 – eine Uhrzeit die sich auf keinem Plan findet. Weder online noch auf den Aushängen am Anleger). Die letzte Fähre – laut Plan um 16:00 – hätte heute eigentlich erst um 17:30 fahren sollen (auch das steht nirgendwo), soll an diesem Tag aber spontan ganz ausfallen. Iwan ist immer noch da und wirkt fast so aufgebracht wie ich mich fühle. Mit seinem Englisch kommt er mir gegenüber aber nicht mehr weiter und so ruft er seine Tochter an, die ein bisschen übers Telefon dolmetschen soll. Über sie kann ich Iwan klar machen, dass er doch in den Kneipen mal fragen soll, ob mich jemand privat übersetzen kann. Es liegen eine ganze Reihe von Booten vor Anker. Das macht Iwan auch, aber keiner scheint zu können oder Lust zu haben. In dem Moment hören wir draußen den Motor eines Bootes und springen vor die Tür. Zwei Männer schicken sich gerade an, Stara Palanka zu verlassen und Igor ruft sie sofort wieder ans Ufer. Sie scheinen aber nicht sehr erpicht auf einen Fahrgast zu sein und ich merke, dass es Iwan doch etwas Überredungskunst kostet. Ohne Iwans Einheimischenbonus hätte ich hier nichts erreicht. Aber tatsächlich: Die beiden kommen ans Ufer und nehmen mich mit ans andere Ufer nach Ram.
Ich bin mega glücklich und mir fällt zum ersten mal an diesem Tag ein Stein vom Herzen und ich habe das Gefühl, dass es weiter geht. Iwan steht am Ufer und winkt mir hinterher. Mein Rad scheint erst einmal in Ordnung zu sein und ich bin unterwegs auf einem Boot.
Klingt schon fast nach einem Happy End für diesen Tag, oder? Aber das wäre doch langweilig gewesen.
Kaum sattel ich in Ram mein Rad um gen Golubec zu strampeln ist das schleifende Geräusch wieder da. Verdammt – ich bin doch in Kovin extra noch probe gefahren. Aber ohne Gepäck. Es hat wohl irgendwas mit dem Gewicht auf dem Gepäckträger zu tun. Aber ich kann wieder nicht herausfinden woran es liegt und außerdem ist es bei dem Wetter schon echt dämmrig. Immerhin hat es aufgehört zu regnen.
Zum schleifen gesellt sich sehr bald ein metallisches Klirren immer wenn ich durch ein Schlagloch fahre. Ungefähr 6 Kilometer vor meinem Ziel untersuche ich das alles nochmal genauer und merke, dass sich meine hintere Schraubachse nicht nur gelockert hat (und dadurch das Rad plötzlich sehr viel Spiel hat, was zu dem klirrenden Geräusch führt), sondern die Achse auch schief in der Fassung steckt. Falsch eingeschraubt. Leser meines Blogs erinnern sich vielleicht an meinen letzten Aufenthalt in einem Radladen am 03.09.2020 in Deggendorf. Hier hat sich bereits herausgestellt, dass bei meiner Fahrradgeneralueberholung im Cube Store in Füssen ein unaufmerksamer Mechaniker die Achse schief ins Gewinde gemetzgert hat. In Deggendorf hat man mein Gewinde dann nachgeschnitten, so dass das mit der Achse wieder in Ordnung war. Nun in Kovin war wohl auch niemand besonders sanftfühlig und die Achse ist wieder schief im Gewinde gelandet. Warum sich das allerdings so gelockert hat kann ich nicht sagen. Mir sinkt erst mal wieder das Herz in die Hose und ich vermute, dass das Gewinde nun einfach komplett im Arsch ist. Was heißt das? Neue Nabe mit anderem Gewinde? Wieder für seltene 28 Speichen? Eine neue Originalachse und ein neues Gewinde aus Deutschland bestellen? Wie schnell kann das hier sein?
So vorsichtig wie es geht fahre ich die letzten Kilometer zu meiner Unterkunft. Ich getraue mich nicht im Dämmerlicht einen Reparaturversuch am Wegesrand zu unternehmen, da ich fürchte komplett zu stranden. In Golubac erfahre ich dann, dass es am Ort auch keinen Mechaniker gibt, der hier mit kreativen Ideen aushelfen könnte. Ich versuche also erst mal mein Glück mit dem Werkzeug, dass ich dabei hab. Mein Rad wird entladen und ich baue die Achse und auch das in die hintere Gabel konisch eingelassene Gewinde komplett aus. Dann nehme ich die Achse und schraube sie ganz vorsichtig von der anderen Seite ins Gewinde hinein. Und tatsächlich – das geht zwar mit beträchtlichem Widerstand aber gerade und ich habe Hoffnung, dass das beschädigte Gewinde jetzt wieder frei geräumt ist. Und tatsächlich: Mit viel Fingerspitzengefühl gelingt es mir, das Rad wieder zu montieren und die Schraubachse diesmal gerade einzusetzen. Dabei fällt mir auf, dass am Gepäckträger eine Schraube fehlt und plötzlich ist auch klar, warum bei beladenem Gepäckträger immer dieses schleifende Geräusch erklingt. Der ganze Träger hat nicht die nötige Stabilität und dadurch streift das darunter liegende Schutzblech am Reifen. Meine Gastgeber für diese Nacht können mir mit einer Schraube aushelfen und vielleicht – ja, ganz vielleicht – ist ja jetzt mal wieder alles in Ordnung?!
Es bleibt natürlich fraglich, ob das Gewinde der Achse nicht mittlerweile so ausgenudelt ist, dass es sich wieder lockern wird, aber für den Moment sieht es erst einmal gut aus und es wird morgen weitergehen. Zeit für ein Abendessen.
Was für ein grotesker Tag. So viel auf und ab.

02.10.2020
Der Spätsommer ist wieder da. Die Sonne scheint, die Wolken sind weg. Mein erster Stop heute ist die Festung von Golubac. Ein beeindruckendes Gebäude und angeblich die schönste ihrer Art an der Donau (und ich hab bisher keine imposantere gesehen). Die Festung (zu deutsch übrigens Taubenburg) markiert den Eingang zum Donaudurchbruch „Eisernes Tor“ der hier beginnt und sich auf einer Länge von 120 Kilometern zwischen den serbischen Karpaten und dem Banater Gebirge hindurch frisst. Früher war das eine berüchtigte und gefährliche Passage. Dank Staudämmen und Arbeiten am Flussgrund ist die Donau nun aber gezähmt. Wunderschön und beeindruckend ist die Landschaft gleichwohl. Sanfte Hügel säumen die Donau rechts und links. Die Farben der Bäume werden auch hier herbstlich. An der schmalsten Stelle ist die Donau hier immer noch 220 Meter breit. Aber auch bis zu 85 Metern tief. So liegt sie mehr wie ein sehr langer See malerisch zwischen den Bergen. Meine Straße ist gut, führt aber immer wieder durch unbeleuchtete Tunnel. Das ist ganz schön gruselig. Die Straße ist nicht stark befahren, trotzdem kommen immer wieder LKWs und Autos. Meine Lichtanlage am Rad funktioniert gut, trotzdem bin ich nach jedem Tunnel wieder froh.
Meine Unterkunft am Abend ist eine Überraschung. Ich habe mich für das „Etno Kompleks Kapetan Misin Breg“ entschieden weil hier ein Frühstück dabei war.
Die erste Überraschung: Die Unterkunft ist gar nicht an meinem Tagesziel Donji Milanovac, sondern ca. 5 Kilometer vorher auf einem Berg. Das bedeutet erst mal schwitzen und morgen ein paar Kilometer mehr.
Die zweite Überraschung: Das Gelände ist eine Art Open Air Galerie mit viel Holzkunst und einem unglaublichen Blick auf die Donau. Das Zimmer ist eher Kategorie „in Ordnung“, aber der Blick ist unbezahlbar. Hier sitze ich nun und tippe nach Tagen, die für mich eine emotionale Achterbahnfahrt waren.
Meine Achse hat den ganzen Tag wunderbar gehalten und ich glaube, die vielen Geräusche die ich mittlerweile an meinem Rad zu hören glaube, sind größtenteils nur das Resultat davon, dass ich nach den letzten Erfahrungen beginne, zu hypochondrieren. Jedenfalls habe ich heute kein Schleifen mehr gehört und das metallische Klacken des Hinterrades mit zu viel Spiel auf der Achse ist auch weg.
Hier oben gibt es kein Restaurant und da ich keine Lust hatte in die Stadt und wieder zurück zu radeln hatte ich schon Angst, dass es heute nur Kekse und Apfel zum Abendessen gibt. Aber irgendwie konnte ich der älteren Frau die hier den Laden schmeißt (und die auch wieder kein Englisch konnte) klar machen, dass ich Hunger hätte und ob es nicht möglich wäre, eine Kleinigkeit zu bekommen. Ich hab eigentlich nur nach Brot gefragt. Und dann gab es Brot, Cevapcici, gegrillte Würste, eine süße und eine scharfe selbst gemachte Paprikasoße, selbst eingelegte gegrillte Paprika und eine Art Püree aus – wie ich vermute – Bohnen. Alles in allem kann ich sagen, dass ich gerade so glücklich bin wie schon seit Tagen nicht mehr. Und dann kommt auch noch eine Schildkröte vorbei und sagt guten Tag. Hoffentlich hat meine jüngste Pechsträhne mit diesem schönen Moment jetzt endlich wieder ein Ende. Ich will jetzt wirklich voran kommen und irgendwann – ja, irgendwann in den nächsten zwei bis drei Wochen den Donaukilometer Null erreichen. Ich freue mich jedenfalls auf meine morgige Fahrt.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Joscha

    Frag nicht warum es zwei Radläden in diesem kleinen Dorf gibt, sondern wer die ganzen Dornenbüsche ein paar Kilometer vorher gepflanzt hat. 😉
    So macht man Geschäfte.

  2. Elisabeth Widmann

    Hm, ja, echt super Kommentar! Als ich gestern wieder nichts zum lesen fand, hab ich fast so was befürchtet. Hoffentlich bekommt der Laden in Füssen das auch mal zu lesen! Jetzt bitte keine Horrormeldungen mehr! Und nur noch so wunderschöne Landschaftsaufnahmen wie heute. Was kommt eigentlich als nächstes Land, und wann? Gruß Mama

  3. Nadine Kohler

    Wollte nur mitteilen dass ich den Blog fleissig lese und mitfühle! Bin jeweils kurz neidisch weil du auf Abenteuerreise bist, das vergeht mir beim lesen der Einträge aber teils ganz schnell wieder. 😉
    Bin gespannt auf weitere Einträge. Nadine

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