Von Wien nach Bad Erlach: Beginn der Umleitung

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12.09.2020:
Mit einem Tag Verspätung haben wir heute Wien verlassen. „Wir“ – das sind in diesem Fall mein ehemaliger Mitbewohner, Kommilitone und alter Freund Gerd, der mit der Bahn nach Wien angereist ist um mich nach Budapest zu begleiten. Leser meines Blogs wissen aber bereits: Die Grenze nach Ungarn ist coronabedingt wieder geschlossen und wir befinden uns nunmehr auf einer Umleitung gen Süden durch die Steiermark, denn ich möchte Ungarn umfahren. Die Donau habe ich in Wien jedenfalls bis auf weiteres verlassen. Ich hoffe sie an der Grenze zwischen Serbien und Kroatien wieder zu sehen.

Tafelspitz, wie ihn der Kaiser liebte…

Aber vielleicht erst einmal noch ein paar Worte über Wien. Es war ja nicht mein erster Besuch in dieser Stadt. Vor gut 14 Jahren habe ich zum Beispiel einmal eine Woche in Wien verbracht, um am Max Reinhardt Seminar vorzusprechen und mich um einen Studienplatz als Schauspieler zu bemühen. Man weiß ja wie das endete. Ein paar Jahre später war ich dann noch zwei oder dreimal ein Wochenende hier. Jedes mal bin ich von der Pracht der österreichischen Hauptstadt wirklich beeindruckt. So auch dieses Mal. Vor den Prunkbauten im Museumsquartier habe ich die Wiener beobachtet, wie sie in den Wiesen der dortigen Parkanlagen herumliegen, lachen, sich entspannen. Es ist irgendwie schön zu sehen, wie in der modernen Welt alle Schichten Plätze bevölkert und umgewidmet haben, die sicherlich irgendwann einmal einer sehr kleinen und aristokratischen Schicht vorbehalten waren. Ich kann mir jedenfalls nur schwer vorstellen, dass zu Kaisers Zeiten hier Studenten ihren Picknickkorb aufgestellt hatten?! Vermutlich ist heutzutage doch gar nicht alles schlecht.
Der Spaziergang geht weiter durch die Hofburg zum Dom und von dort aus in die Wollzeile, wo es die kulinarische Seite von Wien zu entdecken gilt. Bei Plachutta in der Wollzeile gibt es Tafelspitz vom feinsten. In der dazugehörigen Suppe wuerde ich am liebsten baden, so lecker ist das.
Ein paar Stunden zuvor hat uns ein innerstädtischer Ausflug übrigens noch zum Zentralfriedhof geführt. Eine der größten Friedhöfe Europas begeistert mit morbidem Charme und seinen zahlreichen Ehrengräbern. Wir waren dort um das Grab von Hans Hölzl alias Falco zu besuchen. Der wäre heute ungefähr so alt wie unsere Eltern und hätte der Welt sicherlich auch noch das eine oder andere zu sagen gehabt. Guter Mann!

Im Wiener Museumsquartier

Unsere aktuelle Etappe jedenfalls hat uns wieder aus der Stadt herausgeführt. Die Etappe bis Wiener Neustadt ist sehr flach und etwas eintönig. Wenn man den Speckguertel von Wien endlich hinter sich hat, folgt man vor allem dem Wiener Neustädter Kanal, der 1803 eröffnet wurde um hauptsächlich Ziegel von südlich der Donau gen Wien transportieren zu können. Der Kanal war jedoch noch vor dem ersten Weltkrieg bereits außer betrieb. Was heute noch da ist, wird als technisches Denkmal geschützt und steht vor allem für Freizeitaktivitäten zur Verfügung.

Wiener Neustädter Kanal

Landschaftlich interessanter wird es nach Wiener Neustadt, denn plötzlich wird es bergiger. Unsere Tagesetappe sollte aber in Bad Erlach bereits zu Ende gehen. Wir parken die Räder vor der Linsberg Asia Therme und packen die strapazierten Muskeln ins Thermalwasser. So etwas ist wirklich herrlich, nach einem Radtag. Mit 24 Euro pro Person für drei Stunden aber auch kein günstiges Vergnügen.
Das zugehörige Hotel haben wir entsprechend links liegen gelassen, auch wenn es schön gewesen wäre, gleich nach dem Baden ins Bett zu fallen. Stattdessen haben wir uns beim Schmankerlheuriger Breitsching noch einmal mit ungefähr dem besten und größten Cordon Bleu gestärkt, dass ich jemals gegessen habe (Surfleisch gefüllt mit Geselchtem, Käse, Senf und Kren und paniert mit Sesam und Bröseln). Anschließend haben wir uns noch einmal knapp 7 Kilometer ins benachbarte Klingfurth gequält (was mit vollem Bauch doch irgendwie gar nicht leichter war) und sind hier heute in der Pension Hendling sehr schön und günstig untergekommen.
Morgen haben wir dann eine mit knapp 60 Kilometern eher kurze, aber durch einen Berg anstrengende Etappe vor uns. Nachdem ich bisher das flache Donauufer gewohnt bin, bin ich schon gespannt, wie das laufen wird.

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