Von Vidin nach Suhaia: Weiter geht’s mit den Pannen

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07.10.2020
Zwei sehr kilometerintensive Tage stehen mir bevor und entsprechend möchte ich früh los. Die Tage werden spürbar immer kürzer und wenn man bei Tageslicht fahren will, ist für richtig große Etappen bald gar nicht mehr genug Zeit übrig.
Mein Tag beginnt mit einer netten Überraschung: Ich rolle das Rad aus meiner Unterkunft und stelle fest, dass ich wieder einen Platten habe. Natürlich am Hinterrad. Diesmal gelingt es mir nicht, das Loch zu finden und ich wechsle den Schlauch aus. Das geht zwar relativ problemlos, aber ich hab wertvolle Zeit verloren und muss mich jetzt sputen.
Vidin verlasse ich in dichter Nebelsuppe. Ich nehme die neue „Friedensbrücke“ von Bulgarien nach Rumänien, sehe aufgrund des Nebels nicht viel und bin kurz darauf in Rumänien. Die nächsten 100 Kilometer verbringe ich heute relativ unspektakulär auf einer gut ausgebauten und nicht zu stark befahrenen Landstraße. Nicht der schönste Radweg, aber auch nicht der schlimmste. Irgendwann verzieht sich dann auch der Nebel und ich komme gut voran.
Die Rumänen scheinen sich über Radfahrer zu freuen. Ich werde überall gegrüßt. Eine horde Schulkinder, die gerade aus haben, möchten am Straßenrand von mir abgeklatscht werden. Das ist nett. Was mir noch auffällt: Im Gegensatz zu Serbien und Bulgarien nehmen es die Rumänen mit den Corona-Bestimmungen sehr ernst. Die Menschen tragen überall Mundschutz – auch im Freien. Vor Supermärkten stehen Mitarbeiter und messen Fieber. Es ist schon interessant, wie unterschiedlich verschiedene Länder mit der Pandemie umgehen.
Was mir noch auffällt: Es gibt viele sehr schön gestaltete Brunnen in den Dörfern, die wohl nach wie vor eine Bedeutung bei der Wasserversorgung haben. Und das Pferdefuhrwerk gehört noch ganz selbstverständlich ins Straßenbild.

08.10.2020
Es ist schlechtes Wetter gemeldet und tatsächlich bricht in der Nacht ein wirklich grandioses Gewitter los. Ich kann kaum schlafen. Als ich am Morgen nach dem Frühstück aber mein Fahrrad packe hört der Regen gerade auf. Tatsächlich hab ich mit dem Wetter dann erst einmal großes Glück. Zwar regnet es den ganzen Tag immer wieder (das sehe ich an den naßen Straßen) aber zumeist nicht da wo ich bin. Es geht heute wieder 120 Kilometer lang über gut ausgebaute, aber nicht zu stark befahrene Landstraßen. Als kleinen Bonus habe ich heute eine ordentliche Brise im Rücken und komme gut voran.
Nach ungefähr der Hälfte der heutige Fahrt merke ich, dass ich im hinteren Rad langsamem wieder einen Achter bekomme. Das wundert mich eigentlich – ich hatte jetzt wirklich tolle Straßen und das Rad hat keinen Schlag abbekommen. Ich nehme mir vor, am Abend zu versuchen, die entsprechenden Speichen nachzuziehen.
20 Kilometer vor meinem Ziel holt mich dann der Regen ein und ich muss auch ein Stück gegen den Wind fahren. Da merke ich erst, wie stark der heute eigentlich war. Ich bin heilfroh, dass ich mit dem Wind fahren konnte. Ich glaube diese Etappe hätte ich gegen den Wind schlicht nicht geschafft.
Am Spätnachmittag erwartet mich eine wirklich putzige Unterkunft: Das Gästehaus Edelweiß in Suhaia. Eigentlich hatte ich geplant nur bis Turnu Magurele zu fahren, aber dort gab es schlicht nichts wo ich hätte bleiben können. Hier in Suhaia betreibt Gabriele am Rande eines Apfelgartens ein kleines B&B. Da es in der Gegend keine Möglichkeit gibt, sich groß zu verpflegen, werde ich bekocht. Dazu gibt es selbst gebrannten Apfelschnaps. Nicht das schlechteste, wenn man aus naßen Radklamotten schlüpft. Gabriele hat hier nicht nur wirklich hübsche Zimmer auf einem tollen Grundstück, sondern er bewirtet auch mit viel Liebe zum Detail. So hat er zum Beispiel selbst ein paar Informationen über den Ort und die Region und was man in der Gegend so machen könne zusammen gestellt. Das bekomme ich als kleine Lektüre zum Nachtisch. Er zeigt mir auch einen Platz, den er dieses Jahr für Camper angelegt hat und zwei neue Hütten. Glamping – für nächstes Jahr. Erklärt er mir. Gäste habe er dieses Jahr nicht viele gehabt. Radfahrer vielleicht 10 Stück..
Nach dem Essen will ich mir den Achter ansehen und stelle fest: Speichenbruch! Na großartig. An meinem neuen Hinterrad mit den neuen Speiche und dem gestern erst ausgetauschten Schlauch. Oh man! Ich bekomme einfach keine Ruhe was die Pannen angeht.
Morgen möchte ich bei Giurgiu (Rumänien) wieder das Donauufer wechseln und die Nacht in Russe (Bulgarien) verbringen. Russe hat ein paar Radläden und mit einem Geschäft konnte ich gerade telefonieren. Ich denke, dass ich die 90 Kilometer morgen trotz Achter irgendwie hinbekommen sollte. Ich werde wieder früh losfahren um zeitig da zu sein und hoffe, dass man mir mit einer gebrochenen Speiche diesmal etwas schneller wieder auf die Straße helfen kann. Leider soll es morgen tatsächlich ohne Unterbrechung regnen. Da kann ich nur hoffen, dass sich der Wetterbericht ein bisschen irrt, sonst wird das kein Vergnügen.
Vor mir liegen jetzt eigentlich noch 7 Fahrtage bis Tulcea. Das muss doch irgendwie zu schaffen sein?! Ich hätte sooooo gerne jetzt einfach noch ein paar pannenfreie Tage….
Anbei noch ein paar herbstliche, stürmische Bilder des heutigen Radtages.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Elisabeth Widmann

    Eigentlich wär es bald gescheiter, du kaufst dir ein neues Rad, wär im Nachhinein wohl die billigere Variante gewesen!? Obwohl, bei deinem Glück, wer weiß. Mein bestes Rad bis jetzt, das mir letztes Jahr geklaut wurde und dem ich sehr nachtrauere, war ein No Name Rad aus Rumänien, hab die Marke vergessen! Hat mich außer einem Platten nie im Stich gelassen.Hat mir damals der Radlverkäufer im Univiertel empfohlen. Bin schon gespannt, wie das bei dir noch so weitergeht. Daumendrücken hilft wohl nicht wirklich. Gute, pannenfreie Reise!

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