Zwei unfassbar sonnige und schöne Spätsommertage in der Steiermark liegen hinter uns, die aber auch ganz schön schweißtreibend waren.
13.09.20
Wir verlassen unsere Pension in Klingfurth und rollen zunächst in Bad Erlach zurück auf den EuroVelo 9, dem wir hier unter der Bezeichnung „Thermenradweg“ noch den ganzen Tag folgen werden.
Nach kurzer Strecke werden wir gleich einmal angesprochen, weil Gerds luftleere Reifen wohl einen mitleiderweckenden Anblick boten. Der aufmerksame Beobachter am Wegesrand entpuppte sich als Feuerwehrkommandant von Seebenstein und sperrte gleich einmal das Feuerwehrhaus auf, um mit dem großen Kompressor auszuhelfen. Natürlich erzählen wir, was wir hier so machen. Gerds Antwort auf die Frage nach dem „Wohin?“ lautet bereits am zweiten Tag immer „ans Schwarze Meer“. Dass er mich in Graz verlassen will, wird unterschlagen 😉 Oder er überlegt es sich vielleicht gerade heimlich anders… Die Feuerwehr von Seebenstein erfährt auch die Adresse dieses Blogs und falls dies hier noch jemand lesen sollte, vielen Dank noch einmal für Gerds Reifendruck!
Nach Seebenstein wird es hügeliger. Ein älterer Mann erkundigt sich ebenfalls nach dem Weg. Als Gerd erklärt, dass unser heutiges Etappenziel Hartberg ist, und er bedeutungsvoll anfängt zu lachen und meint, dass wir da ja schon noch einen Berg vor uns hätten, schwant uns bereits nichts gutes. Und dann ist er da und dann geht es bergauf und wir zwei Flachlandradler sind mit unserem Gepäck und unseren Wohlstandsfiguren ganz schön am kämpfen. Knapp 700 Höhenmeter müssen wir am Stück bewältigen, bis wir endlich in Mönichkirchen ankommen. Wir sind ganz schön abgekämpft und haben doch an Kilometern gerade erst die halbe Tagesetappe hinter uns. Auf den Schreck gab es dann erst einmal Kuchen.
Nun könnte man ja meinen, dass es nach so einem Anstieg auch einmal wieder bergab geht. Das stimmt auch, aber die Straße war plötzlich so schlecht und steil, dass auch das Rollenlassen über weite Teile keine Freude war. Immerhin 3 km ging es mit bis zu 14 % Gefälle über einen uralten und mit richtig ausgewaschenem Kopfstein gepflasterten Weg bergab. Mit meinem ungefederten Rad ein mords Gaudi! Und kaum war man einen unbequemen Berg hinab gerollt, kam auch schon die nächste Steigung. Insgesamt 1200 ansteigende Höhenmeter haben wir an diesem Tag bewältigt. Landschaftlich ist es hier wunderschön, aber manchmal vermisse ich ein wenig das sanfte Ufer der Donau.
Ziemlich abgekämpft erreichen wir am heutigen Spätnachmittag Hartberg. Wir checken in einem lokalen Gasthaus ein und nach einer Pizza am Marktplatz reicht die Kraft gerade noch für den Weg ins Bett. Bloggen ist heute nicht mehr drin.
14.09.20
Unser heutiges Ziel heißt Riegersburg und dafür verlassen wir nun den EuroVelo 9. Die heutige, eher kurze Etappe bringt ebenfalls drei ordentliche Anstiege mit sich, ist aber insgesamt doch mehr nach unserem Geschmack. Die Höhenmeter sind viel besser verteilt und auch das Bergabfahren macht mehr Freude. Einmal zischt Gerd an mir vorbei und rollte dabei über eine Kreuzung hinaus. Da er den Berg nicht wieder rauf will verabreden wir uns per Handy im nächsten Ort und jeder fährt ein kurzes Stück seiner Wege.
Etwas früher als gedacht erreichen wir bereits gegen 14:00 unser heutiges Etappenziel. Unsere Unterkunft haben wir diesmal über Air BNB gebucht. Wir sind ca. 4 Kilometer außerhalb von Riegersburg in einem umgebauten Stall untergebracht. Unser Gastgeber heißt Thomas und ist ein bunter Vogel. Er redet von Selbstversorgung, Permakultur und davon, dass er hier alles selbst macht. Er hat zwei riesige Hunde und jede Menge Hühner. Ich hoffe, dass Gerd und ich bei den ganzen Tieren hier keine Allergieprobleme bekommen werden. Wir sind manchmal schon wirklich zwei erbärmliche, alte Männer…
Da wir bereits so früh hier sind, satteln wir die Drahtesel ab und machen uns diesmal ohne Gepäck auf den Weg zur Riegersburg. Es ist ganz ungewohnt, ohne Gepäck zu fahren und ich meine zunächst, dass etwas mit meinem Rad nicht stimmt.
In Riegersburg selbst stellen wir dann fest, dass man für die Burg zwischen 23 und 29 Euro pro Person bezahlen muss (Nur Museen oder Museen plus Falknerei). Bei meinem durchschnittlich geplanten Tagesbudget von 50 Euro ist das überhaupt nicht drin. Wir finden so einen Preis auch beide gewaltig überzogen. Später erfahren wir von Gastgeber Thomas, dass die Burg Eigentum der Fürstenfamilie von Liechtenstein ist und die fürstliche Kasse natürlich gefüllt sein will. Von mir aus – aber da will ich trotzdem nicht mitspielen. Wir löhnen an der Kasse lediglich 6 Euro, um zur Burg aufsteigen zu dürfen. Einen tollen Blick hatten wir so allemal.
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Den heutigen Tag beschließen wir mit einem Bad im örtlichen Seebad mit wundervollem Blick auf die Burg. Ein Abendessen auf der Seeterrasse füllt noch die Radlermägen, bevor wir uns über ein paar Hügel zurück zur Unterkunft bewegen.
Im umgebauten Hühnerstall von Thomas gehen nun zwei wunderschöne Spätsommertage in der Steiermark zu Ende, auch wenn uns diese beiden Etappen ganz ordentlich geschlaucht haben. Zwei Bilder, die wir unterwegs eingefangen haben, passen hier besonders gut und diese sollen den heutigen Beitrag beschließen: