20. bis 22.09.2020
Heute gibt es nur einen relativ kurzen Beitrag den ich weiß ehrlich gesagt gar nicht so richtig, was ich über die letzten drei Tage seit Varazdin schreiben soll.
Ich habe im Zelt geschlafen. In der ersten der beiden Nächte habe ich einen gemähten Platz in den Dünen bei Durdevac gefunden, der sehr einladend aussah. Als ich am nächsten Morgen mein Zelt abgebaut habe, kam ein blauer Van den Feldweg hochgefahren und entließ 5 ziemlich verwegen aussehende Gestalten mit Gartenwerkzeug, die anfingen auf dem Gelände Unkraut zu jäten. Die ganze Aktion sah ein bisschen nach Abbau von Sozialstunden ab. Englisch oder Deutsch konnte da aber keiner, so weiß ich weder genau, was das eigentlich für ein Platz war, noch warum man mitten in den Dünen jäten muss. Verstanden habe ich, dass man von mir gerne Wodka gehabt hätte. Ich könnte mir vorstellen, dass der Platz vielleicht als Bogenschießanlage oder so dient… Wie auch immer. Die Nacht war kalt, aber ich hab gut geschlafen.
Die zweite Nacht hab ich dann außerhalb eines kleinen Dorfes bei Slatina verbracht. Ich fand eine frisch gemähte Wiese, gesäumt von einem Maisfeld und einer Hecke. Leider war Nachts dann ganz ordentlich was los. Das begann zunächst mit Schüssen bei Dämmerung (vermutlich ein Jäger), die aber trotzdem nicht gerade zu meinem Wohlbefinden beigetragen haben. Dann haben die ganze Nacht permanent und scheinbar überall Hunde gebellt. Irgendwann bin ich aufgewacht, weil etwas an meinem Zelt geschnuppert hat. Ein paar Minuten später hat etwas in unmittelbarer Nähe vom Zelt gebellt. Es klang aber nicht wie ein Hund – vielleicht ein Fuchs? Die klingen aber eigentlich auch anders. Ich werde es nicht herausfinden. Dazu war es wieder erbärmlich kalt. Eigentlich weiß ich ja, dass einem die Natur in Mitteleuropa nichts tun kann, aber wenn man in einem Zelt, das nicht mal groß genug zum sitzen ist, mitten in einer kalten Herbstnacht weit weg von zu Hause allein so einer Geräuschkulisse ausgesetzt ist, kann man schon mal Kopfkino bekommen. Gut geschlafen habe ich jedenfalls nicht.
Am Morgen dann das vom Tau feuchte Zelt trocknen, irgendwo ein Frühstück einsammeln und weiter gehts…
Drei Tage saß ich jetzt auf dem Rad von Varazdin nach Osijek. Theoretisch bin ich immer ner Drava / Drau gefolgt, die ich aber in den ganzen drei Tagen nicht einmal gesehen habe. Die Landschaft war unfassbar eintönig. Flach und geprägt von unansehnlichen Straßendörfern, die kein Ende zu nehmen schienen. Wenn sie dann doch mal zu Ende waren, Maisfelder soweit das Auge reicht. Dazu ein permanenter Gegenwind. Das ist zermürbend. Radfahrer sieht man hier wohl auch nicht so oft. Ein älterer Mann fängt einmal in gebrochenem Deutsch einen netten Plausch mit mir an, aber sonst werde ich gemustert, als sei ich ein Alien.
Der Weg führt mich oft über vielbefahrene Landstraßen. Ständig einen LKW im Rücken und das immer gleiche Landschaftsbild vor mir. Alternativen gibt es nicht. Die Landstraße ist in weiten Teilen offizieller Teil des Fernradweges EuroVelo 13 und der Ruta Drava. Einen Radstreifen sucht man vergebens, dafür hübsche neue Radwegweiser am Wegesrand und auch die Straßen selbst sind in gutem Zustand. Ein Schelm wer hier mutmaßt, dass da europäische Infrastrukturmittel für Radwege einfach in den Straßenbau geflossen sind und man den Radweg einfach vergessen hat… Immerhin hat es ja fürs Schild noch gereicht.
Ich hatte mir für meine drei Tage ohne Bett ausgemalt, dass ich vielleicht mal einen See oder eine Badestelle am Fluss finde, aber auch das war mir nicht vergönnt. Ich möchte gar nicht wissen, wie ich heute gerochen habe…
Jedenfalls war ich wahnsinnig froh, heute das „wunderschöne“ Osijek erreicht zu haben und hier eine Dusche und ein Bett vorzufinden.
Morgen habe ich in der Früh eine Termin für einen Coronatest. Ich benötige ein negatives Resultat, um in Serbien einzureisen. Dort treffe ich dann auch endlich wieder auf den Donauradweg. Ich hoffe, dass mit Test und Grenze alles gut geht.
Resümee der 4. Etappe
Die 4. Etappe auf meiner Radreise liegt hinter mir. Die ersten beiden Etappen haben mich von Egling an der Paar bis Wien geführt. Seit Wien habe ich nun in zwei weiteren Etappen Ungarn umfahren, dass ich aufgrund der Corona-Krise nicht passieren durfte. Wenn alles klappt, werde ich übermorgen an der Serbisch-Kroatischen Grenze endlich wieder auf die Donau treffen.
Die vierte Etappe hat mich von Graz in Österreich nach Osijek in Ostkroatien geführt. Ich habe zwei Grenze überquert (Österreich – Slowenien und Slowenien – Kroatien) und bin an 5 Tagen 407 Kilometer gefahren.
Den ersten Teil der Etappe von Graz bis Varazdin fand ich größtenteils sehr ansprechend. Insbesondere Österreich und Slowenien sind einfach schön. Der Abschnitt durch Kroatien war aber Radfahren zum abgewöhnen.
Seit meinem Aufbruch in Egling am 01.09.2020 habe ich nun an 18 Fahrtagen 1.352 Kilometer hinter mir gelassen und somit ungefähr die Hälfte meiner Strecke geschafft. Darauf bin ich doch schon einmal stolz und muss mir auch ein bisschen auf die Schultern klopfen, weil die Moral gerade nicht so gut ist. Ich hoffe darauf, dass mir auch auf dem zweiten Teil meiner Reise Material, Knochen und Wetter wohlgesonnen bleiben werden.