07.09.2020
Es ist nicht so, dass es am heutigen Montag in Strömen geregnet hätte. Aber es hat den ganzen Tag unaufhörlich vom Himmel getröpfelt. Nie wusste man, ob man nun Regenkleidung anziehen sollte, oder ob man doch besser den Gummisack, unter dem es immer so lecker riecht, im Rucksack lassen soll.
Der Abschnitt von Aschach bis Linz ist landschaftlich eher unscheinbar, weshalb wir ziemlich flott unterwegs waren. In Linz haben wir dann getan, was ein guter Tourist eben so tun muss: Wir haben uns in ein Sightseeing-Züglein gesetzt und uns einmal durch die City kutschieren lassen. Dort erfuhren wir, dass die Konditorei Jindrak als Geburtsort der Linzer Torte gilt. Das konnten wir uns nicht entgehen lassen, zumal ich noch nie eine Linzer Torte gegessen hatte. Ich kann euch sagen: Finger weg! Das Zeug ist staubtrocken und höchst unspektakulär. Im Wesentlichen handelt es sich um Teig mit Johannisbeermarmelade. Von den Johannisbeeren hatte ich den halben Tag noch einen Kern zwischen den Zähnen, der nicht weichen wollte. Ich habe in meinem Leben wahrlich schon besseren Kuchen gegessen. Hauptsache es macht schön…
Linz hat in der kurzen Zeit insgesamt aber einen sehr netten Eindruck gemacht. Da könnte man bestimmt auch einmal mehr Zeit verbringen…
Die weitere Fahrt führte uns durch das Machland. Eine Region, die in der Vergangenheit immer wieder mit heftigsten Flutkatastrophen zu kämpfen hatte. Allerorts findet man Flutmarken. Wenn man dann an einem Pfahl emporblickt und feststellt, dass die Flutmarke von 2003 ungefähr drei Meter über seinem eigenen Kopf war, dann kann einem schon ganz anders werden. Die Gegend ist mittlerweile geprägt von einer Vielzahl an Dämmen und Schutzeinrichtungen. Wir erfahren, dass immerhin 256 Häuser sogar komplett weichen müssen und umgesiedelt werden. Von Seiten der Bewohner gab es da wenig Widerstand. Verständlich wenn man die Flutbilder sieht.
Unsere heutige Tagestour endete in Grein an der Donau. Der Ort begrüßte uns grau und regnerisch, entließ uns aber am nächsten Morgen nach einem leckeren Frühstück im Hotel Goldenes Kreuz bei herrlichstem Sonnenschein.
08.09.2020
Mit der Fähre wechseln wir in Grein zunächst auf das rechte Flussufer. Da uns das bald zu schattig wird, gehts aber bei der nächsten Gelegenheit wieder rüber und wir verbringen einen Tag bei bestem Radelwetter.
In der Unterkunft hatten wir an der Wand im Flur die Zeichnung einer Kirche auf einem Berg gesehen. Wir erfuhren, dass es sich dabei um Maria Taferl handelt und dass dies ein lohnenswerter Abstecher sei. Also plagten wir uns dann tatsächlich mit den Rädern hinauf in luftige Höhen, wurden aber von einem tollen Panoramablick und einer hübschen, barocken Wallfahrtskirche belohnt. Runter vom Berg und zurück zum Radweg ging es dann deutlich weniger schweißtreibend.
Unser nächster Abstecher an diesem wirklich vollgepackten Tag führte uns nach Melk und zum gleichnamigen Kloster. Melk ist ein wirklich putziges Örtchen und gleichzeitig Tor zur Wachau. Das barocke Kloster Stift Melk selbst hat seinen Status als Weltkulturerbe sicherlich verdient. Es ist geradezu ungeheuerlich, mit welcher Pracht dieser Prunkbau auf seinem Felsen thront und mit jedem Königspalast locker mithalten kann. Mir kommt jedoch auch ein alter Spruch in den Sinn:
“Wenn das Geld im Kasten klinget, die Seele aus dem Feuer springet“. Die Hochzeit des Ablasshandels war zwar bei Errichtung des heutigen Klosters Melk bereits vorbei, dennoch kommt unweigerlich die Frage auf, woher all dieser beinahe schamlos zur Schau gestellte Reichtum tatsächlich kommt.
Wir jedenfalls waren zu geizig für den Eintritt und haben nur den Teil des Klosters besichtigt, der zugänglich ist, ohne dass Geld im Kasten klingeln muss.
Melk ist nicht nur Sitz des gleichnamigen Klosters, sondern auch das Tor zur Wachau. Von wo bis wo die Wachau eigentlich geht und dass dieses Gebiet relativ klein ist, haben wir heute im Laufe des Tages erfahren. Die Wachau reicht von Melk bis Krems, ist ca. 35 km lang und beinhaltet lediglich die beiden Ufer der Donau. Die Gegend ist aber tatsächlich unfaßbar schön! Geprägt von Wein und Obstbäumen und wunderschönen, alten Orten. An allen Ecken locken kleine Gastronomien zum Heurigen und das warme, goldene Licht des späteren Nachmittags taucht die ganze Gegend in ein wirklich besonders Farbenkleid. Vergessen ist jedes grau der beiden Vortage!
Wir haben unsere Räder kurz geparkt und zum Federweißen gab es Grammenknödel mit Salat und eine Brotzeitplatte. Beides extrem lecker.
Mit vollem Bauch haben wir uns dann noch durch die letzten 12 Kilometer bis Krems gekämpft.
In Krems endet nicht nur die Wachau, sondern es beginnt vor allem morgen der letzte Abschnitt bis Wien. Noch einmal knapp 90 Kilometer liegen vor uns bis in die österreichische Hauptstadt und dort werde ich ein kleines Fazit über den zweiten Teil meiner Reise ziehen.
Uhhh, kam da etwa der kleine Adson her? 🙂
Adson von Melk? Du meinst Name der Rose, oder?